Von Frankreich ausgehend entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein neuer Kompositionsstil für Orgel. Die Form der Orgelsymphonie (Symphonie pour Orgue) dominiert die Kompostion für Orgel für nahezu 60 Jahre zwischen 1870 und 1930. Die Charakteristika und Techniken dieser neuen Art und Weise, das Instrument zu verwenden und dafür zu komponieren werden anhand von Beispielen erläutert.

Die ästhetischen Ansprüche der Symphonie pour Orgue werden der Entwicklung der Orchestermusik zu Beginn des Jahrhunderts gegenübergestellt. Dieser Vergleich zeigt, auf welche Art ähnliche ästhetische Ansprüche wie in der Orchestermusik des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts Jahrzehnte später ihren Eingang in die Orgelmusik finden. Der „symphonische“ Kompositionsstil an der Orgel bedient sich Techniken der Orchestration, ohne diese aber zu kopieren. Den Komponist*innen der Symphonischen Periode geht es keineswegs um die Imitation des Orchesters, obwohl diese durch zahlreiche technische und musikalische Innovationen im Orgelbau (Einfluss der Industriellen Revolution) möglich geworden wäre. Ziel ist vielmehr die dynamisch und klanglich differenzierte Ausgestaltung eines musikalischen Texts am Instrument Orgel - differenziert in einer Art und Weise, wie dies ansonsten nur in der Orchestermusik möglich ist. 

Anhand eigener Transkriptionen von Klavierwerken von Claude Debussy und Maurice Ravel veranschauliche ich, wie u.a. verschiedene Techniken, die ihren Ursprung im Symphonischen Stil haben, verwendet werden.

Daniel Gottfried